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EU-weite Drohnen-Regeln: Die Spezielle Kategorie einfach erklärt

Spezielle Kategorie Drohnen EU

Die Europäische Union führt mit der neuen Gesetzgebung die Spezielle Kategorie von Drohnen-Flügen ein. In dieser Kategorie werden Drohnen-Einsätze mit einem erhöhten Risiko zusammengefasst.

In diesem Artikel erfährst du, welche Genehmigungen du brauchen wirst und welche Bestimmungen für die Spezielle Kategorie gelten.

Die Spezielle Kategorie beschreibt Drohnen-Flüge mit einem erhöhten Risiko für andere Personen oder für den Luftverkehr. In die Speziellen Kategorie fallen alle üblichen Einsätze, die nicht von der Offenen Kategorie abgedeckt werden. Typische Anwendungsfälle, die in die Spezielle Kategorie fallen, sind zum Beispiel:

  • Flüge außerhalb der Sichtweite (Beyond Visual Line of Sight, BVLOS)
  • Flüge mit Drohnen ohne eine Kassifizierung (Bestandsgeräte) bei Unterschreitung von vorgegebenen Mindestabständen
  • Abwurf von Objekten (z.B. Sprühflüge in der Landwirtschaft)

In der Speziellen Kategorie ist es nicht erlaubt, mit einer Drohne Menschenansammlungen zu überfliegen, Personen zu befördern oder gefährliche Güter zu transportieren. Für diese Sonderfälle wurde die Zulassungspflichtige Kategorie ins Leben gerufen.

Genehmigungsverfahren

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie du eine Genehmigung für einen Flug in der Speziellen Kategorie erhalten kannst. Die nachfolgende Auflistung gibt dir einen Überblick, wobei wir mit der einfachsten Option beginnen. Den größten Aufwand musst du einplanen, wenn du eine eigene Risikobewertung durchführen musst.

Genehmigungsverfahren in der Speziellen Kategorie:

  1. Nationales Standardszenario
    Mit einem Nationalen Standardszenario werden in Deutschland häufig vorkommende Anwendungsfälle zusammengefasst. Bisher gibt es in Deutschland das nationale Standardszenario DE.STS.FARM für die Anwendung in der Forst- und Landwirtschaft. Unter den vorgegebenen Bestimmungen dürfen Gegenstände (z.B. zur Aussaat, Schädlingsbekämpfung etc.) abgeworfen werden. Um ein nationales Standardszenario nutzen zu können, muss nur eine Erklärung ausgefüllt und an die zuständige Genehmigungsbehörde geschickt werden.
  2. Standardszenario (STS)
    Auch in den europaweit anwendbaren Standardszenarien sind bestimmte Anwendungsfälle gruppiert. Eine Risikobewertung und daraus resultierende Sicherheitsmaßnahmen sind vorgegeben. Aus den Nebenbestimmungen des Standardszenarios ergeben sich zahlreiche Auslagen. Standardszenarien ersparen sehr viel Arbeit bei der Antragsstellung. Eine Voraussetzung für die Nutzung von Standardzenarien ist die Nutzung einer klassifizierten Drohne.
  3. Pre Defined Risk Assessment (PDRA)
    PDRAs funktionieren ähnlich wie Standardszenarien, sind jedoch mit Drohnen ohne eine Klassifizierung nutzbar.
  4. Eigene Risikobewertung
    Bei den bisherigen Optionen wurde die Risikobewertung bereits von den Behörden erledigt. Wenn jedoch keine der Möglichkeiten für dich nutzbar ist, musst du eine eigene Risikobewertung nach dem SORA-Verfahren durchführen.

Je nach gewählter Option muss ein umfangreiches Betriebshandbuch erstellt und entweder eine Erklärung oder ein Antrag abgegeben werden.

Zuständigkeiten

Dem Grundsatz nach sind für die Genehmigungen in der Speziellen Kategorie die Landesluftfahrtbehörden zuständig. Viele Bundesländer sahen sich jedoch mit dieser Aufgabe überfordert und haben diese Aufgabe an das Luftfahrtbundesamt delegiert. Aus der folgenden Tabelle kannst du ablesen, wo die Ansprechpartner für dich sitzen:

Zuständige StelleBundesländer
LandesluftfahrtbehördeSchleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Hessen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg
Luftfahrtbundesamt (LBA)Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen

Für die Genehmigung der Flüge innerhalb der Speziellen Kategorie ist immer die Behörde in dem (Bundes-)Land zuständig, in dem du als Drohnen-Betreiber registriert bist. Bist du also in Niedersachsen registriert, möchtest aber einen Flug in Bremen genehmigen lassen, ist dennoch die niedersächsische Landesluftfahrbehörde für dich zuständig.

Erforderliche Qualifikationen

Als Drohnen-Pilot in der Speziellen Kategorie ist eine ganze Reihe an Kenntnissen erforderlich. Unbedingt auskennen muss man sich dann mit den folgenden Themengebieten:

  • Anwendung von Betriebsverfahren
  • Umgang mit Luftfahrtkommunikation
  • Beherrschen der Flugroute und der Automatisierung
  • Führung, Teamarbeit und Selbstmanagement
  • Problemlösung und Entscheidungsfindung
  • Lageerfassung
  • Bewältigung der Arbeitsbelastung
  • Koordinierung und Übergabe
  • Prozedere erklären bei grenzüberschreitendem Einsatz
  • Registrierungspflicht

Darüber hinaus können die Behörden aber noch weitere Kompetenzen abverlangen, die man als Drohnen-Pilot beherrschen muss. Außerdem werden (z.B. abhängig vom angewendeten Standardszenario) weitere Qualifikationen verlangt.

Entsprechende Schulungsangebote bereiten wir aktuell mit unseren Partnern vor. Diese Schulungen werden ein wichtiger Baustein des Genehmigungsverfahrens sein, um die eigenen Kompetenzen gegenüber den Behörden zu beweisen. Falls du dafür Bedarf hast, melde dich gern jetzt schon bei uns, damit wir dich zu gegebener Zeit informieren können.

Fazit

Die Spezielle Kategorie ist – nun ja – speziell. Es greifen sehr komplexe Verfahren und man muss sich schon sehr stark damit auseinander setzen. Zudem sind je nach Verfahren hohe Kosten im vierstelligen Bereich zu erwarten. Da haben wir den Arbeitsaufwand noch gar nicht angesprochen.

Dieser Artikel kann bei diesem umfangreichen Thema nur einen groben Überblick zu Orientierung bieten. Wenn es möglich für dich ist, versuche in der Offenen Kategorie zu bleiben.

Falls du weitere Unterstützung bei dem Thema wünschst, kontaktiere uns gern per Mail mit deinem konkreten Anliegen.

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Foto von Francis
Über den Autor

Seit 2014 lässt mich die Begeisterung für Kamera-Drohnen nicht mehr los. Als Fotograf und Filmemacher bieten sie mir eine unglaubliche Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten. Dank Drohnen konnte ich überall auf der Welt ganz besondere Perspektiven einfangen, die ohne die neue Technik undenkbar wären. Doch in all den Jahren hat sich viel geändert und es stellt eine gewisse Herausforderung dar, als Drohnen-Pilot die technischen und rechtlichen Entwicklungen zu verfolgen. Deswegen haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, dir hier im Drohnen-Camp alles Wichtige für den Umgang mit deinen Drohnen verständlich zu erklären. Falls noch Fragen zu diesem Artikel offengeblieben sein sollten oder du Erfahrungen mit uns teilen willst, dann schreibt uns gern einen Kommentar und wir versuchen dir so schnell wie möglich zu helfen!

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